In diesem Beitrag möchte ich Ihnen gerne einige Beispiele der Digitalisierung aus Forschung und Industrie vorstellen, um Ihnen die Mächtigkeit und die Dynamik dieser Entwicklung plastisch vor Augen zu führen. Während sich nämlich ein Großteil unseres Mittelstands noch im Sandkasten-Stadium der Digitalisierung befindet, sprießen innovative Technologien wie Pilze aus dem Boden. Die Realität überholt soeben die Vorstellungskraft vieler Menschen und verändert unser aller Leben in rasanter Geschwindigkeit.

Digitalisierung betrifft alle Lebensbereiche

Bereits 2020 werden nach aktuellen Schätzungen bis zu 50 Milliarden Geräte im sogenannten Internet der Dinge (IoT) vernetzt sein – Computer, Kameras, Smartphones, Haushaltsgeräte, Gebäudetechnologie, Sensoren/Aktoren, Maschinen und vieles mehr. Gleichzeitig machen die Entwicklungen im Bereich der Verarbeitung großer Daten Mengen (Big Data) und der Künstlichen Intelligenz rasante Fortschritte. All das kombiniert eröffnet technologische Horizonte, die wir bislang nur aus Science Fiction Filmen kannten.

Der CIM-Digitalisierungs-Hype liegt 25 Jahre zurück

Industrie4.0Während das sogenannte CIM – Computer Integrated Manufacturing – in den 90er-Jahren noch scheiterte, weil die technologischen Voraussetzungen nicht gegeben waren, ist die Entwicklung mittlerweile soweit fortgeschritten, dass Industrie 4.0 vereinfacht gesagt „nur noch“ vorhandene Technologien miteinander zu verknüpfen braucht. Das klingt einfach, erfordert aber einen hohen Grad an Standardisierung auf der Kommunikations-, Daten- und Dienste-Ebene. Diese Herausforderungen sind teilweise bereits gelöst oder befinden sich auf der Zielgerade. Der Digitalisierung scheinen dann kaum noch Grenzen gesetzt zu sein.

Die Medizin ist Vorreiter

In der Medizin werden bereits erste Organe aus körpereigenem Zellmaterial im 3D-Druck hergestellt – u.a. Nieren, Haut und Adern. Damit wird die aktuelle Diskussion über mangelnde Organspenden schon in wenigen Jahren ad absurdum geführt. „Ersatz-Organe“ können bedarfsgerecht gedruckt und implantiert werden. Es gibt Ankündigungen, dass bereits in 10 Jahren das erste gedruckte Herz transplantiert werden kann.

Digitalisierung revolutioniert die Baubranche

Digitalisierung-3DUnd während die Baubranche über zunehmenden Fachkräftemangel klagt, werden weltweit erste Häuser im 3D-Druckverfahren „gebaut“. China ist hierbei besonders aktiv und plant bereits einen 3D-Drucker, mit dem Stockwerk für Stockwerk ganze Wolkenkratzer gedruckt werden sollen. Bereits 2014 druckte man dort 10 Häuser (je 200m²) innerhalb von 24 Stunden. In Dubai sollen entsprechend der nationalen 3D-Strategie bereits 2030 25% aller Häuser (inkl. Hochhäuser) aus dem 3D-Drucker kommen.

Die Industrie bietet großes Potenzial

Was mit einer vollautomatisierten und weitreichend digitalisierten Produktion möglich ist, zeigt auch ein Stahlhersteller in Österreich. Dort werden jährlich 500 Mio Tonnen Stahl hergestellt – durch nur 14 MitarbeiterInnen. Zwar arbeiten an dem Standort insgesamt 300 Personen, jedoch nur 14 in der eigentlichen Draht-Produktion. Drei MitarbeiterInnen steuern die Anlagen.

Autonome Fahrzeuge sind in aller Munde

Selbst der autonome, selbstfahrende Shuttle Bus „Olli“, der 12 Personen transportieren kann, kommt aus dem 3D-Drucker und fährt bereits seit letztem Jahr im Testbetrieb auf Karlsruher Straßen. Und seit Oktober 2017 ist die erste deutsche Buslinie ohne menschlichen Fahrer in Betrieb. Ganz zu schweigen von den Plänen, 2020 bei der Weltausstellung in Dubai Drohnen als Flugtaxis einzusetzen.

Digitalisierung verändert auch die Beraterbranche

Während weltweit Lean-Management-Berater ausschwärmen und mit großem Zeit- und Kostenaufwand Wertstrom-Analysen in Unternehmen durchführen, revolutioniert gerade eine deutsche Software-Firma den Beratermarkt. Mit Hilfe eines digitalen Zwillings werden vollautomatische Wertstromanalysen durchgeführt. Was bislang Tage bis Wochen dauerte, wird ab sofort innerhalb von Sekunden erledigt sein.

Und trotzdem kochen viele nur mit Wasser

Und das sind nur einige Beispiele für die rasante Entwicklung der Digitalisierung. Wer in dem Themengebiet unterwegs ist, stellt allerdings schnell fest, wie extrem die reale Bandbreite tatsächlich ist. Während die Digitalisierung im Handwerk nahezu gar nicht existiert und im Mittelstand vielfach noch in den Kinderschuhen steckt, rasen die Forschungslabors und innovative Start-up-Unternehmen auf der Überholspur.

Das öffentliche Bild von Digitalisierung ist verfälscht

So wie in diesem Beitrag auch, werden immer wieder herausragende Innovationen in die Öffentlichkeit getragen. Das erzeugt den Eindruck, dass die Unternehmen generell schon sehr weit digitalisiert wären. Doch dem ist nicht so. Bis heute haben es z.B. die wenigsten Unternehmen geschafft, überhaupt ein CAQ-System durchgängig einzuführen. Geschweige denn ist die Vision einer integrierten CIM-Kette realisiert.  Von Product Life Cycle (PLM) Systemen ganz zu schweigen. Selbst in Großunternehmen findet sich ein Flickenteppich an Software-Lösungen, was dazu führt, dass Microsoft Excel die wohl beliebteste Anwendungssoftware ist. Jeder bastelt sich seine Sonderlösungen, weil die IT-Abteilungen mit der integrierten Digitalisierung bislang noch hoffnungslos überfordert sind.

Digitalisierung – ein Spagat

Insofern bewegen wir uns bislang  – realistisch betrachtet – mit nur wenigen Produkten auf der Autobahn, während sich die Masse auf der Landstraße und all zu oft auf dem Feldweg befindet. Diesen Spagat zu bewältigen, ist wohl eine der größten politischen Aufgaben der nächsten Jahrzehnte.

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