
Führung: Regeln schmücken die Wände und sind zu befolgen

Überwachung und Repressalien gegen Gruppenmitglieder
Sehr schnell wird der Gruppe klar gemacht, wie der Hase läuft. Nach den Regeln eines unsichtbaren Diktators, mit straffer Führung. Ohne physische Gewalt, nur auf Basis von Texten auf einem Bildschirm, in schriftlichen Nachrichten oder am Telefon….und durch die Vorstellungen, die sich in den Köpfen der Teilnehmer entwickelten. Die erste Person, die sich gegen die Regeln auflehnt, wird sofort bestraft. Und der Denunziant belohnt. Die Gruppenmitglieder werden über die anderen Gruppenmitglieder ausgehorcht, wie wir es aus Stasi-Zeiten kennen oder derzeit im Zusammenhang mit der Türkei erleben. Als Belohnung bekommen die Spitzel u.a. Abzeichen, die sie „mit Stolz“ tragen sollen. Und dies teilweise anstandslos tun. Offene Kritik oder Widerstand werden sanktioniert, teilweise ohne Begründung der Strafen. Freie Meinungsäußerung ist unerwünscht und wird sogar von der Gruppe mit Druck beantwortet.Das Befolgen von Regeln wird belohnt
Diejenigen Menschen, die den Anweisungen des Dikators folgen, werden mit Jetons belohnt, deren Wert allen Beteiligten unklar ist. Weder wissen die Teilnehmer, was sie damit machen können, noch kennen sie ihren Wert. Eine Belohnung, die auf Hoffnungen aufbaut, deren Erfüllung in den Sternen steht. Doch es funktioniert. Sie werden gefügig gemacht.Die Gemeinschaft wird in den Mittelpunkt gestellt
Einer für alle – Alle für einen. Das ist ein Motto, das immer wieder beschworen wird. Durch einen gemeinsamen Slogan, den die Gruppe zu Beginn und am Ende der Arbeitsschicht überzeugend rufen soll. Jeder Einzelne. Wer ausschert, stellt sich gegen die Gruppe und gegen das System. Einer für alle – Alle für einen. Aber bitte nur, wenn es im Sinne des Systems ist. Für die Ziele der Diktatur, entsprechend den Regeln des Diktators. Denn wenn sich die Gruppe aufzulehnen versucht, erfolgen umgehend Drohungen und Sanktionen seitens des Diktators.Monotone Arbeit füllt die Leere
Die Arbeit ist monoton, die Gruppe bewusst geteilt. Wechselseitige Hilfe ist unerwünscht. Gestalterische Freiheit wird schnell unterbunden. Der wesentliche Nutzen der stupiden Tätigkeit ist die Beschäftigung an sich. Das sich Ablenken. Das Verhindern von kritischen Gedanken. Optimierung der Prozesse erfolgt ausschließlich innerhalb der Gruppen. Zwar haben beide Bereiche nichts miteinander zu tun, dennoch könnte ein WIR Abwechslung in die Monotonie bringen. Doch das Wir-Denken wird an dieser Stelle durch die vorgegebenen Strukturen unterbunden. Jeder bleibt in seiner „Welt“. Und gleichzeitig wird Rivalität, Argwohn und Neid erzeugt. Wenn DIE anderen ihr Ziel nicht erreichen, werden WIR direkt oder indirekt bestraft.Gezielte Desinformation

Plötzlich verschwindet jemand
Und dann verschwindet über Nacht eine Teilnehmerin. Die Aufsässige. Die Widerständlerin. Niemand weiß warum. Niemand weiß, ob freiwillig oder erzwungenermaßen. Von heute auf morgen ist ein Gruppenmitglied weg. Informationen gibt es keine. Die Emotionen flammen kurz auf und doch haben die Diktator-Lemminge die Überhand. Sie machen weiter als sei nichts gewesen. Es war schließlich eine Widerständlerin, die das Gruppenwohl gefährdet hat. Und dennoch nehmen bei einigen die Zweifel zu, ob die blinde Gefolgschaft wirklich richtig ist.Gemeinsam gegen die Wettbewerber

Hier ist es viel besser als da draußen
Und wenn doch wieder Zweifel aufkommen, zeigen die vielen Regel-Poster ihre Wirkung.„Eigentlich haben wir es hier doch gut. Der Diktator sorgt für uns, wir haben Arbeit und Essen. Da draußen ist es mit Sicherheit schlechter.“
So verfestigen sich der Glaube an das bestehende System und die Angst vor dem Unbekannten.Ende gut, alles gut?

Ersetze „Diktator“ durch „Management“?
Während ich mir die 4 Folgen ansah, kamen mir immer wieder Situationen aus der Arbeitswelt in den Kopf. Situationen, die eine erschreckende Ähnlichkeit hatten. Führungsverhalten, das in unserer Unternehmenswelt weit verbreitet ist. Sicherlich nicht mit der gleichen Intention, wie sie ein Diktator hat. Doch teilweise mit ähnlichem Machtanspruch und vergleichbaren Konsequenzen im Verhalten von Menschen. Die Maßnahmen werden geschickt mit einer positiven Note versehen, damit die dunkle Seite verdeckt wird.Die Parallelen, das 1×1 des Diktators:
- Regeln schmücken die Wände und sind zu befolgen = Leitbilder, Visionswerte, Verhaltensregeln in allen Büros und Besprechungsräumen.Neue MitarbeiterInnen werden eingenordet
- Überwachung und Repressalien gegen Gruppenmitglieder = Kontrollsysteme nehmen immer mehr zu, Mitarbeiter auszuhorchen ist leider keine Seltenheit, Belohnungsentzug reicht bereits als Bestrafung aus
- Regeln befolgen wird belohnt = Jungen Mitarbeitern wird die Karriere-Karotte vor die Nase gehalten und ihnen direkt oder indirekt die Systemkonformität abgerungen
- Die Gemeinschaft wird in den Mittelpunkt gestellt = Das WIR-Gefühl wird eingefordert
- Monotone Arbeit füllt die Leere = Spezialisierung und funktionale Strukturen verhindert die freie Entfaltung der Fähigkeiten und Talente
- Gezielte Desinformation = das mächtigste Instrument: Geheimhaltung³, Nicht-Information, Desinformation
- Plötzlich verschwindet jemand = Freistellung von Mitarbeitern, die das Betriebsgelände in Begleitung des Werkschutzes verlassen müssen, Auflösungsverträge mit Schweigeklausel
- Gemeinsam gegen die Wettbewerber = Aufbau internen Wettbewerbs. Externe Wettbewerber werden als Feinde deklariert
- Hier ist es viel besser als da draußen= gebetsmühlenartiges Betonen, welch großartigen Arbeitgeber wir doch haben
- Ende gut, alles gut? = Nein, die Existenzangst ist das größte Machtinstrument in Unternehmen, Job-Verlust = Existenzbedrohung, beruflich UND privat
- Ersetze „Diktator“ durch „Manager“ = Diktatoren führen und Manager führen. Der Methoden-Pool ist groß. Es bleibt die Entscheidung, welche die Manager wählen und mit welcher Motivation
GUT GEMEINT ist das GEGENTEIL von GUT!
Sich der Schattenseiten jeder Führungsmaßnahme bewusst zu sein, ist Voraussetzung für eine erfolgreiche und verantwortungsvolle Führung. Leadership ist gefragt.Die Würde des Menschen ist unantastbar!
Das gilt im Privatleben wie auch im Arbeitsleben! Und jeder Mensch hat die Pflicht sich für dieses Recht einzusetzen. Egal ob als Führungskraft oder MitarbeiterIn. Gerade in der heutigen Zeit!Schauen Sie sich die Dokumentation an! Es lohnt sich!
ZDF: Das Diktaturexperiment: Diktator
Machen Sie was draus!
Es grüßt Sie vom Bodensee
Ihr werte + mehr® Team
P.S.: Neugierig auf mehr? www.unternehmenskulturwandel.de