Oft höre ich von Führungskräften, dass es in ihren Unternehmen an Vertrauen mangelt. Ständig würden sie kontrolliert und auditiert. Das würde das Misstrauen regelrecht schüren. In der Konsequenz werden sie vorsichtiger und versuchen sich mehr und mehr abzusichern, bevor sie eine Entscheidung treffen. Informationen werden möglichst lange zurück gehalten, um keinen Fehler zu machen. Transparenz wird Schritt für Schritt in den Hintergrund gerückt. Zunächst tun sie das nur bei den wirklich wichtigen Entscheidungen. Nach und nach setzt sich dieses Verhalten aber immer mehr im Alltag durch.

Mangelnde Transparenz ist ein Auslöser von Misstrauen

Transparenz,Vertrauen,Unternehmenskultur,Kulturwandel,Führungskultur,Coaching,Sven GeelhaarSchon stellt sich die Henne-Ei-Frage. Geht die Transparenz verloren, weil Misstrauen gelebt wird? Oder entsteht Misstrauen, weil die Transparenz abhanden gekommen ist? Völlig egal, was Henne und was Ei ist. Das Dilemma kann nur aufgelöst werden, wenn wir an einem Ende beginnen. Hierfür bietet sich das Schaffen von Transparenz an. Denn das ist die weitaus einfachere Aufgabe.

Transparenz zu schaffen, wird als Bürde empfunden

Zahlen, Daten, Fakten ist das gängige Motto in Unternehmen, wenn es um Entscheidungsvorlagen geht. Dort wird es eingefordert, weil der Nutzen sichtbar ist. Geht es jedoch um die aktive Information und Kommunikation im Arbeitsalltag, kommt dieses Motto viel zu schnell abhanden. Dann folgen Überlegungen wie….
  • Transparenz,Vertrauen,Unternehmenskultur,Kulturwandel,Führungskultur,Coaching,Sven GeelhaarIst das wirklich wichtig?
  • Müssen die anderen das wirklich wissen/erfahren?
  • Verunsichert die Information die Leute eher?
  • Das müssen wir geheim halten!
  • Kann es für mich nachteilig sein, wenn ich die Info weitergebe?
  • Wir müssen doch nicht ständig alles erzählen!
  • Wenn ich das erzähle, gibt es einen Aufstand!
  • Oder es gibt eine ewig lange Diskussion. 
  • Ich habe keine Zeit, um alles zu erklären!
Und so schrumpft das Informationsvolumen und der Informationsgehalt im Tagesgeschäft mehr und mehr zusammen. Gleichzeitig wachsen in der Belegschaft Unsicherheit und Misstrauen.

Eine Mischung aus gutem und bösem Willen

Oftmals werden Informationen zurückgehalten, weil Führungskräfte der Meinung sind, dass sie Menschen mit zu viel Informationen überfordern oder verunsichern. Weil die Informationsempfänger nicht den Gesamtkontext kennen und dementsprechend voreilige Schlüsse ziehen könnten. Oder weil ihnen manchmal der unternehmerische Intellekt abgesprochen wird. Vertrauen,Angst,Kulturwandel,Führung,Coaching,ErfolgIn anderen Fällen wollen sie die MitarbeiterInnen schützen. Beispielsweise wenn in Strategie-Projekten über Schließungen, Verlagerungen oder Umstrukturierungen nachgedacht wird, ohne das konkrete Ergebnis zu kennen. Da kämen schnell Existenzängste auf, die sich im Nachhinein unter Umständen als unnötig herausstellen werden. Zudem hätten die Betriebsräte und Gewerkschaften Zeit, um sich zu formieren, was die Führungsriege meist vermeiden will. Und dann gibt es da noch die egoistischen Motive, Transparenz zu meiden. Sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, Niederlagen zu vertuschen oder ganz pragmatisch Zeit zu sparen. So erscheint das Motiv der gezielten Intransparenz in manchen Situationen logisch richtig und manchmal sogar fürsorglich. In anderen Fällen hingegen egoistisch und rücksichtslos.

Die Realität ist viel einfacher…

Transparenz,Vertrauen,Unternehmenskultur,Kulturwandel,Führungskultur,Coaching,Sven GeelhaarBei allem Respekt für die gut gemeinte Transparenz-Vermeidung. In meiner über zwanzigjährigen Berufserfahrung kann ich die Projekte, die tatsächlich geheim geblieben sind, an einer Hand abzählen. In nahezu allen Fällen, sickerten Informationen durch und lösten eine Gerüchteküche aus, die erheblich mehr Existenzängste erzeugte, als Transparenz und Offenheit jemals hätten verursachen können. Und die Annahme, dass viele Menschen damit überfordert würden, ist ebenfalls ein Trugschluss. Das sogenannte Fußvolk ist intelligenter als geglaubt wird. Sie verfügen über gesunden Menschenverstand und Gefühl. Und das ist oftmals wertvoller für die Beurteilung eines Sachverhalts, als komplexe Argumentationsketten, die von Menschen entwickelt wurden, die oftmals weit weg sind von der Basis. Die Realität zeigt, dass Menschen viel belastbarer sind als so manche Führungsetage glaubt. Den Menschen die Chance zu geben, sich mit einer existenziellen Bedrohung oder auch nur einer möglichen Veränderung auseinander zu setzen, ist eine Frage von Respekt. Ihnen diese Möglichkeit zu nehmen, degradiert sie zu „unmündigen Kindern“, deren „Eltern“ entscheiden, was gut oder schlecht für sie ist!

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Transparenz schafft Vertrauen

Einerseits wird in Unternehmen betont, dass sich alle MitarbeiterInnen auf Augenhöhe begegnen sollen, andererseits wird Intransparenz geschaffen oder zugelassen.

„Wie passt das zusammen?“

Werte wie Respekt und Glaubwürdigkeit sind wahrscheinlich den meisten Menschen wichtig. Deshalb ist es auch nahe liegend, dass selbst die härteste Wahrheit verkraftet wird, wenn nur ehrlich, einfühlsam und verständnisvoll damit umgegangen wird. Natürlich kommt es auch immer wieder zu emotionalen Ausbrüchen, wenn die Wahrheit ausgesprochen wird. Weil sie vielleicht schockiert, verletzt oder gefährdet. Und genau diese Reaktionen fürchten viele Führungskräfte. Die Auseinandersetzung mit den Konsequenzen der eigenen Entscheidung. Einer Entscheidung über andere Menschen hinweg. Entscheidungen, die das Leben dieser Menschen unter Umständen erheblich negativ beeinflussen. Führungskräfte, die den Mut, die Kraft und das Geschick haben, mit solchen Situationen professionell umzugehen, sind die wahren Leader in Unternehmen. Den Schmerz, die Wut und die Ängste der Menschen auszuhalten und verständnisvoll damit umzugehen, ist die Herausforderung, der sich jede Führungskraft stellen sollte. Schaffen Sie maximale Transparenz in Ihrem Gestaltungsbereich und halten Sie die damit verbundenen Reaktionen selbstbewusst aus. Wenn Ihre Entscheidung plausibel und nachvollziehbar ist, wird sie auch von der Mehrheit mitgetragen. Selbst wenn sie unbequem ist. Ihre Offenheit fördert die entstehende Unruhe zutage und gibt Ihnen die Möglichkeit darauf zu reagieren. Geheimhaltung hingegen fördert die Gerüchteküche, die Wut und die Enttäuschung der Menschen. Die Emotionen bleiben weitgehend verdeckt und Sie haben wenig Chancen auf die Menschen einzugehen. Transparenz schafft Vertrauen und das stärkt den Zusammenhalt der Menschen. Wenn sie wissen und spüren, dass offen und ehrlich mit ihnen umgegangen wird, vertrauen sie sich der Führungskraft an, auch wenn es mal Probleme gibt. Denn erst dann zeigt sich, ob das Vertrauen glaubwürdig erzeugt und gelebt wird. Im Kleinen wie im Großen!

 

Machen Sie was draus!

 

Es grüßt Sie vom Bodensee

Ihr werte + mehr® Team

 

P.S.: Neugierig auf mehr?   www.unternehmenskulturwandel.de